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Selten habe ich einen Erdenfleck tiefer
genossen. Ich schwebte in einer Atmosphäre des Vergnügens,
fühlte mich leicht und ruhig und zufrieden."
Robert Louis Stevenson
"Eine Reise mit dem Esel durch die Cevennen"

Die Cevennen sind eine ausgeprägte Mittelgebirgslandschaft. In
ihrem Westen erstrecken sich die weiten hügellosen
Kalkhochflächen, auch Causses genannt, ein faszinierender
Gegensatz zu den sanften, zur Küstenebene auslaufenden Hügeln der
Garrigue im Süden. Im Norden grenzt die eindrucksvolle Schlucht
der Ardèche an, die jedes Frühjahr zahlreiche Paddelfreaks
anlockt, im Osten ist es das Tal der Rhône mit weiten
Lavendelfeldern und den unzähligen Weingütern, die immer wieder
Maler inspirieren, seine Schönheit festzuhalten.
Die Cevennen selbst sind eher unbekannt. Zur Zeit der
Glaubenskriege, aber auch während der Nazizeit waren sie
Austragungsort erbitterter Widerstandskämpfe. Die
freiheitsliebenden Bauern verschanzten sich in den unzähligen
Höhlen und Grotten oder in den Bergen, und hielten so jeglicher
Belagerungsversuche stand. Noch heute werden die Cevennen häufig
als der wilde Süden Frankreichs bezeichnet. Wer sich von den
größeren Straßen entfernt spürt die unglaubliche Einsamkeit in
diesem Gebirge. Man ist umgeben von einem gewaltigen Panorama in
den unterschiedlichsten Farben, von den unterschiedlichsten
Blautönen der Bergsilouetten bis hin zum strahlenden Gelb der
blühenden Ginsterbüsche. Und
immer wieder leuchtet das Ziegelrot der Dächer der typischen
Natursteinhäuser, die sich, zu kleinen Weilern vereint, inmitten
des Farbenspiels der Natur befinden. Doch nicht immer waren die
Cevennen das wilde Land, dessen Eindruck sie heute noch oft
vermitteln. Die zum Teil steilen Hänge der Cevennen sind fast
vollständig terrassiert, was auf eine ehemals starke
Bevölkerungsdichte schließen läßt. Ebenso findet man immer wieder
Reste alter Eisenbahnstrecken, Symbol einer gut ausgebauten
Infrastruktur, sowie des blühenden Handels und dem damit
verbundenen Reichtum.
Tatsächlich
waren die Cevennen eine Hochburg der Seidenindustrie, führend in
ganz Europa und zum Teil darüber hinaus. Durch eine Krankheit der
Seidenraupen - den so wichtigen "Producteur" des Seidenfadens - im
Jahre 1847 begann der Untergang der Cevennen. Ein Großteil der für
die Cevennen so wichtigen Raupen war davon betroffen. Zwar wurde
fieberhaft an einem Gegenmittel gearbeitet - und auch gefunden.
Leider zu spät! Die Eröffnung des Suezkanals bewirkte, daß die
billigere Asienseide nach Europa kam. Fast 80% der Bevölkerung
verließen daraufhin Ihre Heimat und wanderten in die größeren
Städte aus, um dort Arbeit zu finden. Seither sind die Cevennen
immer mehr in Vergessenheit geraten. Erst seit der Gründung des
Nationalparks im Jahre 1975, welcher sich zum Ziel gesetzt hat,
Mensch und Natur in Einklang zu bringen, werden die kleinen
verlassenen Dörfer und Weiler langsam wieder von Leben erfüllt. Im
Jahre 2011 wurden die Causses und Cévennes zum Weltnaturerbe der
UNESCO erklärt.
Inzwischen laden die Cevennen ein, auf abenteuerliche und zum Teil
auch sehr ungewöhnliche Weise diese einzigartige Schönheit der
Natur hautnah zu erleben. Und nicht selten spürt und sieht man
ihre Größe und Gewalt, die ganze Landstriche geformt haben.
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